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Völkerverbindung

 I. W. Mudana, W. Carlick, K. A. Ogun, G. Moroder, E. Korewha  
 Erle, Mahagoni, Teak, Eiche    Deutschland


Mit dem Boot ging es über den Golf von Mexiko durch den Atlantischen Ozean bis nach Nigeria. Von meinem Onkel kenne ich die Olympische Idee: ein Kunstwerk von Künstlern aus der ganzen Welt, bestehend aus verschiedensten Holzsorten. Einer der Künstler war Kasali Akangbe Ogun. Mein Onkel hat immer erzählt, dass Kasali genau weiß, was es bedeutet, mit der Unterstützung von anderen über sich hinaus zu wachsen. Aus diesem Grund musste ich ihn unbedingt besuchen.

Kasali wohnt in Oshogbo, der Hauptstadt des Bundesstaates Osun. Doch mein Ziel war es nicht, die Stadt anzuschauen, sondern an den heiligen Hain der Göttin Osun am Fluss Osun zu kommen. Osun ist die Göttin der Fruchtbarkeit in der Religion der Yoruba, für sie wurde der heilige Hain mit wunderschöner Holzkunst geschmückt. Dort angekommen sah ich direkt ein paar Holzbildhauer*innen. Sie saßen im Kreis und schnitzten zusammen an einem Stück Kordienholz. Ich fragte in die Runde, ob jemand von ihnen Kasali sei. „Kaabo tani o?“ bekam ich als Antwort und dachte mir: „Mist, ich verstehe von Yoruba kein Wort!“. Plötzlich bemerkte ich eine Hand an meiner Schulter und drehte mich um. „Hallo, ich bin Adekunle Akangbe Ogun, wen suchst du?“ sagte der junge Mann zu mir. Ich antwortete ihm, dass ich auf der Suche nach Kasali sei und erzählte von meinem Onkel. Adekunle war Kasalis Sohn! Er erklärte mir, dass der Holzbildhauer, welcher mir auf Yoruba geantwortet hatte, Kasali sei. Adekunle bot an, alles für mich zu übersetzen. Perfekt! Kasali zeigte mir den heiligen Hain und erklärte mir, wie er überhaupt Holzbildhauer wurde. Ursprünglich hatte er die Holzbildhauerei schon aufgegeben. Sein Vater starb jung, so dass er die ganze Verantwortung für seine Geschwister hatte. Glücklicherweise lernte er Susanne Wenger kennen. Sie ermutigte ihn, die Holzbildhauerei wieder aufzunehmen und das zu tun, was er wirklich liebt. Auch wenn das für ihn sicher nicht leicht war und es immer ein Risiko mit sich bringt, war ich begeistert von der Einstellung. Voller Motivation nehme ich mir ab jetzt vor, immer die Leidenschaften meiner Liebsten zu unterstützen und auch an mich selbst zu glauben. Teamwork und Zusammenhalt sind extrem wichtig, wenn man Großartiges schaffen möchte!

Mich beeindruckt schon jetzt die Vielfalt an Holz, die ich kennenlernen durfte. Irgendwie interessiert es mich, ob man die Unterschiede der Holzarten auch erfühlen kann.


Audioguide

Wahrnehmungsanleitung


Vor uns steht das Kunstwerk „Völkerverbindung, eine olympische Idee“. Es besteht aus fünf ineinander verschlungenen Ringen, die von je einem Künstler gestaltet wurden. Dabei verwendeten die Künstler Symboliken, welche typisch für deren Herkunft sind. Das Kunstwerk setzt sich aus zwei oberen und drei unteren Ringen zusammen.
Der vordere obere Ring stellt Europa dar. Er ist deutlich erkennbar an den quaderförmigen Unterbrechungen in der Mitte des Ringes. Diese sind mit jeweils einem Wort in griechischen Buchstaben beschriftet. Zusammengesetzt lautet die Inschrift gnothi seauton. Das bedeutet übersetzt: Erkenne dich selbst. Direkt oberhalb einer dieser quaderförmigen Unterbrechungen ist die Kuppel des Petersdoms dargestellt. Die obere Hälfte des Ringes zeigt Teile des vitruvianischen Menschen von Leonardo Da Vinci. Bekannt ist diese Darstellung beispielsweise von der Rückseite der italienischen 1€-Münze.
Der andere obere Ring ist mit Fabelwesen aus Neuseeland bestückt. Die Fabelwesen tragen hellblaue Steine zur Verzierung. Diese stellen beispielsweise die Augen der Wesen dar, welche an Drachen erinnern. Die zwei eben beschriebenen Ringe sind verschlungen mit den unteren Ringen.
Der Ring unten in der Mitte zeigt menschliche Wesen. Weiterhin sind Waffen dargestellt, wie zum Beispiel eine Speerspitze oder eine Art Axt.
Der untere rechte Ring, welcher nur den euroäischen kreuzt, zeigt ebenfalls menschliche Gestalten. Diese bilden den Ring, indem sie sich gegenseitig umschlingen. Ein fein gearbeitetes, typisches Muster aus der indonesichen Holzkunst zieht sich über die gesamte Oberfläche - spür mal!
Der linke untere Ring ist mit menschlichen Wesen, Fischen und vogelartigen Fabelwesen verziert.

   

Beschreibung in DGS

 

Künstlerinfo

 

Exponatdetails

Dieses Kunstwerk entstand im Jahr 2002 während eines Symposiums in Lichtenstein nach einem Entwurf von Siegfried Otto-Hüttengrund. Die fünf Ringe aus Erle, Mahagoni, Teak und Eiche symbolisieren die verschiedenen Kontinente. Künstler aus Indonesien, Neuseeland, Nigeria, Kanada und Italien schufen je einen der Ringe und nutzten dabei gestalterische Elemente, welche die unterschiedlichen Kontinente repräsentieren. So entstand eine einmalige Arbeit, welche das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kontinente und Kulturen auf eindrucksvolle Art illustriert. Kulturelle Vielfalt leben – dieser Leitspruch wird hier als Kunstwerk lebendig. Vielfältig sind auch die Hölzer: Die Holzbeispiele am Exponat zeigen, wie unterschiedlich sich Holz anfühlen kann. Findest du die passenden Zuordnungen?

Fünf Ringe, fünf Kontinente, fünf Künstler – den Titel „Völkerverbindung“ trägt das vor dir stehende Werk nicht umsonst. Während des 1. Internationalen Holzbildhauer-Symposiums in Lichtenstein war der Name Programm, trafen hier doch Künstler*innen aus aller Welt aufeinander. I Wayan Mudana aus Indonesien, Wayne Carlick aus Kanada, Kasali Akangbe Ogun aus Nigeria, Eric Korewha aus Neuseeland und Gerald Moroder aus Italien gestalteten während ihres Aufenthaltes in Lichtenstein je einen der Ringe. Diese wurden nach Fertigstellung im Rahmen einer feierlichen Abschlussveranstaltung vor den Augen des fachkundigen Publikums und im Beisein aller Künstler zusammengesetzt.

Kasali Akangbe Ogun, vom dem der dunkelste Ring stammt, erinnerte sich 20 Jahre später zurück an seinen Aufenthalt in Lichtenstein und erzählte: „Es war eine großartige Erfahrung, gemeinsam mit all den anderen Künstlern von verschiedenen Kontinenten der Erde zusammen zu arbeiten. Dieses Erlebnis hat mich sehr geprägt. Ich konnte Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen kennenlernen, die ebenfalls als Künstler tätig waren, allerdings ganz andere Sachen machten, als ich es aus Afrika gewohnt war. Ich habe während der Zeit in Lichtenstein sehr viel gelernt und möchte die Erinnerungen auf keinen Fall missen“.

Völkerverbindung, eine olympische Idee


Gebiet: Sachsen | Lichtenstein

Größe (B × H × T): 150 cm × 100 cm × 100 cm

Entstehungsjahr: 2002

Exponatnummer: 00732

Altes Wanderbuch

Wenn ich mir die fünf Ringe anschaue, spüre ich die Energie, die in diesem Kunstprojekt steckt. Sechs beteiligte Künstler aus fünf Kontinenten arbeiteten zusammen. Ich höre die Arbeitsgeräusche und ihr Lachen.

Das nehm' ich mit für die Baumherzreparatur!