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Erzgebirgsstube um 1930

 Jesko Lange  
 Lindenholz    Deutschland


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Künstlerinfo

 

Exponatdetails

Wenn die Tage kürzer werden und es draußen kälter ist, bricht im Erzgebirge eine besondere Zeit an. Man trifft sich an den langen Abenden bei Freunden zum gemeinsamen Handwerken, Klöppeln oder Musizieren. Was heute nach gemütlicher Tradition klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Dieser reicht zurück in die Zeit des Bergbaus im Erzgebirge. Tagsüber gingen die Männer ihrer Arbeit im Berg nach, so dass die Frauen mit Familie und Kindern auf sich allein gestellt waren. Um die Tage trotzdessen in Gesellschaft verbringen zu können, trafen sich Frauen und weitere Familienmitglieder reihum in der warmen Stube. Dieses Vorgehen ermöglichte es außerdem, kostbares Heizmaterial sparen. Nach getaner Arbeit gesellten sich die Männer häufig dazu. So entstand aus der persönlichen und wirtschaftlichen Not eine Tradition, die im Erzgebirge bis heute gepflegt wird.

Erzgebirgsstube um 1930


Gebiet: Sachsen | Zschorlau

Größe (B × H × T): 30 cm × 20 cm × 30 cm

Entstehungsjahr: 2016

Exponatnummer: 01071

Holzschnitzerei – vom Broterwerb zum Kunsthandwerk


Die Lebensumstände der Bergleute boten neben der harten Arbeit nur wenig Zerstreuung oder Möglichkeiten, zusätzlich Geld zu verdienen. Doch Holz lieferte die Natur in großer Menge. So entstand die Schnitzerei als erster Zeitvertreib der Bergleute in Sachsen auf der Grundlage des preiswerten Holzes.

Durch das fast vollständige Erliegen des Erzbergbaues, vor allem durch die großen Kriege wie den Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) und den Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) rückte das Schnitzen viel mehr in den Fokus der Bergleute und wurde vom Zeitvertreib zur oftmals einzigen Erwerbsquelle.

Meistens wurden zuerst Gebrauchsgegenstände aus Holz hergestellt. Diese waren aber teurer und weniger alltagstauglich als Alltagsgegenstände aus anderen Materialien. Eine sicherere Perspektive boten nur besondere Produkte, wie man sie noch heute im Erzgebirgischen Kunsthandwerk vorfindet. Weihnachtsdekorationen, wie Nussknacker und Räuchermännchen, Spieldosen oder die klassische Weihnachtspyramide schaffen seit Generationen Emotionen und wecken oft Kindheitserinnerungen. So werden diese handgearbeiteten Unikate Jahr für Jahr, über Generationen genutzt, vererbt, repariert und mit Neuem ergänzt.

Altes Wanderbuch

Meine erste Arbeit habe ich im Erzgebirge in der Werkstatt von Jesko Lange gefunden. Bernd beschreibt, dass die „Erzgebirgsstube um 1930“ die feine Handschrift des Meisters zeigt. Sie behandelt, laut Bernds Tagebuch, das Thema aus der Not eine Tugend zu machen, wie es die Erzgebirger schon früher getan haben. Aus meiner langen Reise will ich auch eine Tugend machen. Jesko fragt mich, welche Nöte und Tugenden mir noch so einfallen...?