Natalia ist 12 Jahre alt, als sie mit Hilfe eines Hochstuhls im Krankenhaus durch das Fenster eines Kreißsaals blickt und für sie feststeht, dass sie Hebamme wird.
Fünf Jahre später beginnt sie in Tiraspol (heute Moldawien) ihre Ausbildung. Die Stadt ist damals Zentrum des Transnistrien-Konflikts und schwer umkämpft. „Ich hatte damals keine Angst, genauso wenig wie heute in der Ukraine.” Mittlerweile arbeitet sie seit über 25 Jahren als Hebamme in Dobroslaw in der Ukraine. „Die Eskalation des Krieges hat viel verändert. Uns mangelt es im Krankenhaus an nichts, aber bei Luftalarm ist es schwierig. Eigentlich müssten wir dann in den Schutzraum, während einer Geburt geht das aber nicht.”
„Zu Beginn des Kriegs hatte ich eine Patientin, bei der viel zu früh die Wehen einsetzten. Zwei Kinder hatte sie bereits verloren. Sie musste in eine Spezialklinik in Odessa. Es war Nacht und Sperrstunde. Wir fuhren ohne Scheinwerfer, um nicht aufzufallen. Ich hatte Angst, aber wir schafften es und das Kind kam gesund zu Welt.”
Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass seit der Eskalation des Kriegs sowohl die Mütter – als auch Säuglingssterblichkeit deutlich gestiegen sind.