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Hopi-Kachinas

 Leslie David, Lowell Talashoma Sr., Timothy Talawepi  
 Pappelholz    USA


In Arizona ist es ganz schön heiß, aber die Landschaft ist atemberaubend! Das Hopidorf, das ich besuchen wollte, liegt auf einem der drei Mesas. Direkt am Ortseingangsschild stand, dass man die Zeremonien nicht aufzeichnen dürfe. Aber eine Kamera oder ein Handy hatte ich ja eh nicht dabei. Die Häuser wirkten einfach und waren größtenteils aus Stein. Hin und wieder stand ein Strom-Generator auf dem Dach.

Durch die Wärme hatte ich viel Durst und war glücklich, dass ich noch ein wenig Wasser dabei hatte. Ich nahm einen Schluck, atmete tief durch und genoss den Wind, der mir durchs Gesicht wehte. Ich öffnete meine Augen und schaute mich um. Auf einmal dachte ich, einen Schatten am Fenster gesehen zu haben. Ist das die Wärme, fragte ich mich. Halluziniere ich gerade? Nein! Da war ein Schatten, hundert Prozent. Ich wollte der Sache nachgehen, ging an die Tür des Hauses und klopfte. Nach ein paar Sekunden hörte ich Schritte und mit einem langsamen Knarren öffnete sich die Tür. Ein Junge begrüßte mich grinsend auf Englisch: „Hey, ich bin Lehauli!“ und zog mich ins Haus. Obwohl das vielleicht komisch klingt, fühlte ich mich wohl und hatte keine Angst. Wir gingen einen Flur entlang, der durch das gesamte Untergeschoss schließlich zu einer Tür führte. Lehauli öffnete sie und wir kamen in einen Hinterhof. Auf den umliegenden Dächern und auf Klappstühlen im Hof saßen ungefähr 50 Hopi. Ähnlich einem aufziehenden Gewitter konnte man ein immer lauter werdendes Donnergrollen vernehmen. Mit gleichmäßigem, rhythmischem Gang bewegten sich knapp 20 Menschen in verschiedenen traditionellen Gewändern auf die Mitte des Hofes zu. Von kleinsten Kindern bis zu den Ältesten war jede Altersgruppe vertreten. Alle wussten genau, welche Schrittfolge die richtige war. Manche der zuschauenden Hopi hatten ihre Augen geschlossen und wippten im Takt der hypnotisierenden Trommeln. Andere unterstützten die Stimmen der Tanzenden und sangen. Drei der traditionellen Gewänder kannte ich! Der Kachina-Clown, der Adler und die Heoto Mana.

Nach einer halben Stunde war alles vorbei und ich hatte das Gefühl, dass ich mich wieder auf den Weg machen sollte.


Hopi Kachina Adler • Lowell Talashoma Sr. • Pappelholz
Hopi Kachina Clown • Lowell Talashoma Sr. • Pappelholz
Hopi Kachina Heoto Mana • Timothy Talawepi • Pappelholz

Audioguide

Wahrnehmungsanleitung


Der Kachina-Adler ist eine menschenähnliche Figur. Er steht auf einem kleinen Holzsockel. Unten beginnend befindet sich ein leicht angewinkeltes und ein nach hinten gestelltes, stark angewinkeltes Bein. Dabei steht er auf den Fußballen. Bis zu den Knien hat er verschiedene, bunte Verzierungen an den Beinen. Am rechten Knie trägt er ein dunkles, nach vorn gebundenes Seil. Der Kachina Adler trägt einen Rock mit einem bunt verzierten, nach rechts gebundenem Band als Gürtel. Auf dem Rücken trägt er eine Art Brett mit roten, nach außen gehenden Fransen daran. Am Ende des Brettes sind Adlerfedern befestigt. Nach oben wird das Brett mit braunen, waagerecht angebrachten Federn abgeschlossen. Das Brett ist mit einer Schärpe um den Oberkörper des Adlers befestigt. Der Oberkörper ist zur Seite nach links geneigt. Auf seinem Brustkorb hat er eine zweifarbige Verzierung, so dass sein Brustbereich auf beiden Seiten verdeckt ist. Die Arme des Adlers sind weit ausgestreckt und an beiden Armen sind Flügel angebracht. Diese sind fast doppelt so lang wie die eigentlichen Arme. Auf dem Kopf trägt er eine Maske mit einem Adlerschnabel und braunen Verzierungen um den Hals. Die Maske ist mit zwei Balken auf Augenhöhe bemalt. An den Seiten der Maske sind zwei rote Halbkreise angebracht, diese sind mit einer Feder durchstochen und erinnern an Ohren. Auch auf dem Kopf sind Federn angeordnet, ähnlich wie bei einem Nest. Deutlich größere Federn befinden sich am hinteren Teil der Maske. Diese werden vervollständigt durch eine sehr große Feder, welche lang und spitz ist und alles überragt. Im Nackenbereich befinden sich weitere braune Verzierungen, welche wie Tannenzapfen aussehen.

Bei der Kachina-Clown steht vor uns eine besonders auffallende, menschliche Figur einbeinig auf einem Sockel. Er ist wenig bekleidet und sein gesamter Körper trägt eine geisterhaft weiße Bemalung mit schwarzen Querstreifen. Ganz oben ist eine große grüne Wassermelone in der Hand eines in die Luft gestreckten Arms. Daneben befindet sich der Kopf mit dicken schwarzen Linien um Augen und Mund und einem breiten Grinsen. Auf dem Kopf trägt der Clown eine Mütze, ebenfalls schwarz-weiß gestreift, mit zwei langen abstehenden Zipfeln. Am Hinterkopf sind seine langen Haare mit einem roten Band zu einem Zopf gebunden. Um seinen Hals schwingt an einem Band befestigt ein blaues Säckchen. Er hat eine dünne Taille mit hervorstehendem Brustkorb. Spür mal – man kann sogar die einzelnen Rippen fühlen! Um die Hüfte ist ein weißes Tuch geknotet, aus dem vorn und hinten ein schwarzes Stück Stoff nach unten hängt. Am Fuß trägt er zwei einfache weiße Stiefel und hat sich zwei schwarze Bänder um die Beine geknotet.

Die Heoto Mana ist eine menschliche, auf dem linken Fuß stehende Figur. Der Sockel auf welchem sie steht, ähnelt einem Sandhaufen. Sie trägt beige Stiefel mit Fell mit braunen Sohlen und ein bis zu den Schienbeinen gehendes braunes Gewand. Dieses schließt mit einer grün-orangenen Zickzack-Verzierung ab. Um die Hüfte trägt die Puppe ein breites Band, welches auf der linken Beinseite herunterhängt. Über ihrem braunen Gewand trägt sie einen Umhang, welcher knapp unter dem Hüft-Ende abschließt. Er ist vorn kürzer als hinten. Das markanteste Detail der Puppe ist ihre Maske. Sie verdeckt das ganze Gesicht und wirkt wie eine lange Haarpracht kombiniert mit einem langen Bart aus Leder. Die Maske hat eine Art Gesicht mit viereckigen Augen und bunten, viereckigen Wangen. Als Mund ist ein langer, eckiger Streifen mit zackigen Zähnen über das Gesicht gezogen, aus welchem eine bis zu den Schlüsselbeinen hängende Zunge kommt. Die rechte Hand ist gehoben und hält eine hellblaue Rassel. In der linken Hand hält die Puppe einen Bogen, welcher braun und hellblau verziert ist. Die Ärmel des Gewands sind orange. Zusätzlich trägt die Figur bunte Armbänder an beiden Armen.

   

Beschreibung in DGS

 

Künstlerinfo

 

Exponatdetails

Bei diesen Figuren handelt es sich um Kachina-Puppen vom Stamm der Hopi im Südwesten der USA. Unter dem Begriff Kachinas werden dabei nicht nur die hier ausgestellten Figuren verstanden, vielmehr gelten diese als Abbild der eigentlichen Kachina-Geister. Diese verkörpern spirituelle Gottheiten, Elemente der Natur, Tiere oder verstorbene Ahnen der Hopi. Die hier ausgestellten Figuren Adler, Clown und Heoto Mana stellen dabei lediglich eine Auswahl der über 400 verschiedenen Kachinas dar. Jede Figur besitzt eine ihr eigene Bedeutung und Funktion. Ordnest du den einzelnen 3D-Modellen die korrekten Beschriftungskärtchen zu, erfährst du sie. Hilfe bekommst du im nächsten Abschnitt.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Clown zu: so verkörpert er einerseits Fruchtbarkeit und somit das Wohlergehen der Hopi, andererseits nimmt er während der Zeremonien eine kritisierende Funktion ein. Durch Parodie des Verhaltens einzelner Zuschauer*innen nimmt er diese aufs Korn und zeigt so inakzeptable gesellschaftliche Verhaltensweisen auf. Auch die Kachinas Adler und Heoto Mana werden mit positiven Eigenschaften in Verbindung gebracht: große Stärke und Kraft sowie Wachsamkeit und Schutz der Hopi.

Möchte man die große Bedeutung der Kachinas nachvollziehen, muss ein Blick in die Geschichte der Hopi geworfen werden. Der Stamm lebt bereits seit ca. 500 v. Chr. im Vierländereck der USA, wo Arizona, Utah, Colorado und New Mexico aneinander grenzen. Ursprünglich Jäger und Sammler, nahm die Bedeutung des Ackerbaus mit wachsender Population immer mehr zu. Im gleichen Atemzug wurden Städte auf den sogenannten mesas errichtet, welche die für die Region so typischen Tafelberge bezeichnen. Eine große Dürre um das Jahr 1200 führte allerdings dazu, dass der Großteil der 47 Hopi-Orte von ihren Einwohner*innen verlassen werden musste. Die verbleibenden Städte wuchsen in Folge dessen stark an, zusätzlich wurden drei neue Ortschaften im Nordosten Arizonas errichtet.

Auf die gleiche Zeit lassen sich die frühesten Nachweise von Kachina-Kunst datieren, weitere Funde von Kachina-Masken gehen ins Jahr 1325 zurück. Mündlich überlieferte Erzählungen berichten das Erscheinen der Kachinas aus der Unterwelt und somit vom Grund eben jener Städte, in denen das Volk der Hopi bis heute lebt. Auf diese Weise im Leben der Hopi erschienen, lehrten die Kachinas sie, Werkzeuge herzustellen, Krankheiten zu heilen sowie Getreide anzubauen, um so auf dem Land leben zu können. Auch brachten ihre kraftvollen Tänze Regen für die Felder und bescherten den Hopi so eine reiche Ernte. Dieses Handeln brachte den Kachinas vermutlich auch ihren Namen ein, lässt sich das Wort Kachina doch mit „Lebensbringer“ übersetzen. Eines Tages jedoch, so sagt es die Überlieferung, waren die Kachinas verschwunden. Über die Gründe existieren verschiedene Erzählungen. Eine von ihnen besagt, dass sich die Menschen zu sehr an die Kachinas gewöhnt hatten und sie als selbstverständlich betrachteten. Bevor diese allerdings die Hopi verließen, um in die Unterwelt zurückzukehren, gaben sie ihre Zeremonien an einige ausgewählte Männer weiter. So führten diese den Brauch der Kachinas fort und imitierten die Tänze und Zeremonien, um ebenfalls Regen und gute Ernte zu bescheren. Bis heute wird die jahrhundertealte Tradition der Kachina-Zeremonien auf diese Weise fortgesetzt.

Das heutige Leben der Hopi wird stark durch den bis vor einigen Jahren betriebenen Kohleabbau beeinflusst. Im Zuge der Schließung der Kohlemine gingen viele Arbeitsplätze verloren, gleichzeitig begann die Natur, sich langsam von den zehrenden Jahren des Kohleabbaus zu erholen. Die folgende berufliche Neuausrichtung der Hopi lässt Parallelen zur Folgezeit des Erzbergbaus im Erzgebirge erkennen.

Hopi Kachina Clown


Gebiet: Arizona

Größe (B × H × T): 16 cm × 46 cm × 12 cm

Entstehungsjahr: 1987

Exponatnummer: 00665

Altes Wanderbuch

Kachinas sind die spirituellen Vermittler zwischen Menschen, Göttern und Ahnengeistern. Sie sorgen für das Wohlergehen der Hopi, tragen zur Erneuerung der Welt bei, sie initiieren die Kinder, sorgen für Disziplin und zeigen Wege zu respektvollem Verhalten. Die größten Geschenke aber sind Glück, gute Gesundheit und ein langes Leben. Ich wünsche mir eine Kachina als Freundin. Geht das?